Naftali Fürst
Mit seinem Bruder aus Bratislava verschleppt

Schmuel Fürst wird am 20. Februar 1931 in Bratislava (Slowakei) geboren, sein Bruder Naftali am 18. Dezember 1932. Die Brüder stammen aus einer jüdischen Familie. Ab 1942 müssen sie in einem Zwangsarbeitslager in Sered leben.

Anfang November 1944 wird die gesamte Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, dort werden die Brüder von den Eltern getrennt. Die SS räumt Auschwitz im Januar 1945, der 13-jährige Naftali Fürst und sein 14-jähriger Bruder werden zum KZ Buchenwald getrieben. Tagelang sind die beiden bei Minusgraden unterwegs, zunächst zu Fuß, dann in einem offenen Viehwaggon. Nach der Ankunft in Buchenwald kommen sie in den Kinderblock 66 im Kleinen Lager.

Schwer krank erlebt Naftali am 11. April 1945 die Befreiung des Lagers. Sein Bruder wird tags zuvor von der SS auf einen wochenlangen Todesmarsch geschickt. Erst am 9. Mai wird er, dem Tode nahe, befreit. Im Sommer 1945 finden sich die Brüder und Eltern in Bratislava wieder. Später emigrieren sie nach Israel.

Naftali Fürst (rechts) zusammen mit seinem Bruder Schmuel, 1941.

Die beiden Brüder lebten zusammen mit ihren Eltern bis 1942 in Bratislava (Slowakei).

(privat)

Naftali Fürst im Kleinen Lager des KZ Buchenwald, 16. April 1945.

Nach seiner Ankunft in Buchenwald erkrankte Naftali Fürst schwer, er wurde ins Krankenrevier überstellt. Kurz nach der Befreiung fotografierten amerikanische Kriegsberichterstatter unter anderem die abgemagerten Häftlinge im Kleinen Lager. Naftali Fürst erkannte sich auf diesem Foto wieder.

(Foto: Harry Miller, Gedenkstätte Buchenwald)

Naftali Fürst (erste Reihe stehend, 5. v. links), nach seiner Befreiung zusammen mit anderen Kindern und Jugendlichen in Buchenwald, April 1945.

(Foto: Gérard Raphaël Algoet, Gedenkstätte Buchenwald)

„Vor 75 Jahren war ich ein zwölfjähriger Junge, der im Konzentrationslager Buchenwald befreit wurde. Ich kam aus Auschwitz – nach einem Todesmarsch und einem Transport im offenen Waggon bei einer Kälte von minus 25 Grad Celsius. Es war der 23. Januar 1945. Ich bin für mein großes Glück dankbar. Ich bedanke mich bei allen mutigen Männern dafür, dass sie 21.000 Häftlinge, die nur noch Haut und Knochen waren, darunter ca. 900 Kinder, befreiten.“

Aus der Rede von Naftali Fürst zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung, 11. April 2020.

(Gedenkstätte Buchenwald)

„Allein auf der Welt, ohne Eltern, ohne Bruder, ohne Familie“. Interview mit Naftali Fürst über die Befreiung in Buchenwald im April 1945 und das Wiedersehen mit der Familie in Bratislava, 26. Januar 2021.

Zunächst glaubte Naftali Fürst, sein Bruder und seine Eltern hätten nicht überlebt. Im Sommer 1945 trafen sich die vier in Bratislava wieder.

(Gedenkstätte Buchenwald)