Jakob Gerste
Von Nordhausen nach Auschwitz und wieder zurück

Jakob Gerste wird am 6. Mai 1926 nahe Gotha geboren. Ab den 1930er Jahren lebt er mit seiner Familie in Nordhausen. Im März 1943 wird er von der Kriminalpolizei verhaftet und zusammen mit mehreren Geschwistern in das „Zigeuner-Familienlager“ nach Ausschwitz-Birkenau verschleppt. Dort werden seine Brüder Rudolf und Heinrich ermordet.

Bereits in Ausschwitz muss Jakob Gerste Zwangsarbeit als Maurer leisten. Im April 1944 überstellt ihn die SS über das KZ Buchenwald in das KZ Mittelbau-Dora. In Sichtweite seiner Heimatstadt Nordhausen muss er Zwangsarbeit auf Baustellen leisten. Er überlebt und wird im April 1945 in Bergen-Belsen befreit. Sein weiteres Leben verbringt er in Holzminden (Niedersachsen). Außer ihm hat nur seine Schwester Emma den Völkermord an den Sinti und Roma überlebt.

Familie Gerste in Nordhausen, um 1938.

V.l.n.r.: Anna, Rudolf, Jakob (stehend), darunter sitzend: Hermann Gerste, Mutter Blondine mit Sohn Heinrich, Emma und Erwin im rechten Bildrand. Der Vater Robert Wagner ist zu diesem Zeitpunkt bereits in das KZ Buchenwald eingewiesen worden.

(Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg)

Erwin Gerste (rechts) mit seinen Onkeln Fritz Petermann (Mitte) und Wilhelm Gerste (links) in Nordhausen, vor 1943.

(Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg)

Auftrag des Bauamtes der Stadt Nordhausen an die Firma Bernhard Thumann zur Umzäunung der „Zigeunerbaracke“ am Holungsbügel, 19. Mai 1939.

Wenige Monate nach diesem Auftrag zur Einzäunung wurde den Sinti und Roma im Oktober 1939 verboten, ihren Wohn- und Aufenthaltsort zu verlassen. Familie Gerste wird gezwungen, mit ihrem Wohnwagen auf das umzäunte Gelände neben der „Zigeunerbaracke“ am Stadtrand umzuziehen.

(Kreisarchiv Nordhausen)

„Die Gestapo von Nordhausen hat uns im März 1943 inhaftiert. Es war früh morgens. Wir mussten alles liegen lassen, nur was wir anhatten, durften wir mitnehmen“

Interview mit Jakob Gerste,
17. September 2000.

(Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg)

Häftlingspersonalkarte des KZ Buchenwald für Jakob Gerste, 17. April 1944.

Am 17. April 1944 überstellte die SS Jakob Gerste aus dem KZ Auschwitz nach Buchenwald. Als Wohnort seines Vaters wurde das Konzentrationslager Neuengamme angegeben. Die in roter Schrift versehene Bezeichnung „Dora“ verweist auf die wenig später erfolgte Überstellung nach Mittelbau-Dora. Das auf der Karte eingetragene Geburtsdatum ist fehlerhaft.

(Arolsen Archives)