Siegfried Reinhardt
Die Auslöschung einer ganzen Familie

Am 21. Januar 1926 wird Siegfried Reinhardt in Schaffhausen bei St. Gallen (Schweiz) geboren. Er wächst in Müchen auf. Sein Vater Rudolf wird nach Kriegsbeginn als „wehrunwürdig“ aus der Wehrmacht entlassen und ins KZ Flossenbürg deportiert, 1942 wird er im KZ Mauthausen ermordet. Im Jahr darauf verhaftet die Münchener Polizei Siegfrieds Mutter und seine Geschwister und lässt sie in das „Zigeuner-Familienlager“ Auschwitz-Birkenau deportieren.

Siegfried Reinhardt wird 1942 von der Münchner Polizei verhaftet und muss eine Jugendstrafe verbüßen. Danach wird er ebenfalls nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 17. April 1944 überstellt ihn die SS ins KZ Buchenwald und von dort Mitte Mai 1944 in das Außenlager Harzungen des KZ Mittelbau-Dora. Dort muss er Zwangsarbeit im Stollenvortrieb leisten. Für März 1945 ist ein Aufenthalt im Krankenrevier des Lagers Dora überliefert. Danach verliert sich jegliche Spur des 19-jährigen Sinto.

Niemand aus der achtköpfigen Familie überlebt den Völkermord an den Sinti und Roma.

„Zigeuner!“ Erkennungsdienstliche Aufnahme von Siegfried Reinhardt durch die Kriminalpolizei, 1942.

Meist waren örtliche Behörden und die Polizei aktiv an der Ausgrenzung, Erfassung und Verhaftung der Sinti und Roma beteiligt. Im Jahr 1942 wurde Siegfried Reinhardt, nachdem er mehrmals der Schule ferngeblieben war, verhaftet. Er erhielt eine Jugendstrafe, die ihn ins Gefängnis brachte.

(Staatsarchiv München)

Haftgrund: „Arbeitsscheu – Zigeuner“. Häftlingspersonalkarte des KZ Buchenwald von Siegfried Reinhardt, 17. April 1944.

Siegfried Reinhardt blieb nur wenige Wochen im KZ Buchenwald. Am 11. Mai 1944 überstellte ihn die SS in das Außenlager Harzungen, das im Oktober 1944 Teil des selbständigen KZ Mittelbau-Dora wurde.

(Arolsen Archives)

Der letzte Spur von Siegfried Reinhardt. Revierkarte aus dem KZ Mittelbau-Dora, März 1945.

Der Vorname wurde hier fälschlich als „Ziegfried“ angegeben. Am 16. März wurde dem 19-jährigen Siegfried Reinhardt ein Finger an der linken Hand amputiert, wie aus dem Dokument zu entnehmen ist. Er wurde am 31. März aus dem Krankenrevier entlassen. Danach verliert sich jegliche Spur von ihm.

(Arolsen Archives)