Maria Janina Kosk (geb. Brzęcka)
Zeichnen und Überleben im Außenlager Meuselwitz

Am 3. Mai 1930 wird Maria Brzęcka in Łobżenica (Polen) geboren. Von 1940 bis 1944 lebt sie mit der Mutter und ihren Schwestern Halina und Krystyna in Warschau, wo sie die Grundschule besucht.

1944 werden die Mutter und die drei Töchter nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands in das KZ Auschwitz deportiert. Von dort kommen sie nach Ravensbrück und anschließend in das Außenlager Meuselwitz des KZ Buchenwald. Dort müssen sie in einer Munitionsfabrik Zwangsarbeit leisten. Ende November 1944 werden die vier getrennt, als die Mutter und die Schwester Krystyna nach Ravensbrück zurückgebracht werden.

Maria führt in Meuselwitz heimlich Tagebuch und fertigt zahlreiche Zeichnungen an. Am 5. Mai 1945 werden Maria und Halina auf einem Todesmarsch von sowjetischen Truppen befreit. Sie kehren nach Polen zurück und treffen dort die Mutter und ihre Schwester Krystyna wieder. Maria studiert Architektur und arbeitet später in Polen, Frankreich und Algerien. Im Jahr 2013 verstirbt sie in Warschau.

Weihnachten im besetzten Warschau. Maria Brzęcka (hinten) mit Schwester und Mutter, 1943.

1943 feiert Maria mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern Weihnachten im besetzten Warschau. Der Vater war seit 1939 als Soldat verschollen.

(Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig)

Foto Maria Brzecka in Warschau, 1944.

Beim Überfall der Wehrmacht auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs war Maria Brzęcka neun Jahre alt. Auf diesem Foto aus dem Jahr ihrer Deportation ist sie 14.

(Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig)

Häftlingspersonalkarte von Maria Brzęcka aus dem KZ Ravensbrück, 1944.

Am 18. September 1944 wurde Maria Brzęcka gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern aus Auschwitz in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.

(Arolsen Archives)

Häftlingspersonalkarte aus dem KZ Buchenwald, Oktober 1944.

Das KZ Meuselwitz war ein Außenlager von Buchenwald, die Häftlinge wurden im Hauptlager registriert. Auf der Häftlingspersonalkarte wurde die 14-jährige mit dem roten Häftlingswinkel als politischer Häftling kategorisiert. Die vorherigen Aufenthalte in den Konzentrationslagern Auschwitz und Ravensbrück sind ebenfalls vermerkt.

(Arolsen Archives)

„Mein Ballettunterricht“: Zeichnung aus dem KZ Meuselwitz, 8. Februar 1945.

Um der Lagerrealität zu entfliehen, zeichnete Maria Brzęcka. Hier stellte sie eine Erinnerung an ihren Ballettunterricht in Warschau dar.

(Gedenkstätte Buchenwald)

Poesiealbum von Maria Brzęcka aus ihrer Zeit im KZ Meuselwitz

Auf dem Einband des Album sind der rote Winkel mit dem Buchstaben „P“ für Polin und die Nummer, die sie auf der Häftlingskleidung tragen musste, aufgenäht.

(Gedenkstätte Buchenwald)

„Eines Tages bereitete Halina mir eine angenehme Überraschung. Da ich endlich aus dem Magazin neue Holzschuhe bekommen hatte, bat meine Schwester Pani Jadwiga [eine Mitgefangene] um ein paar Stoffreste. Aus ihnen und aus Papier, das sie sich in der Fabrik genommen hatte, fertigte mir Halina ein Poesiealbum an, wie ich eines in Warschau besessen hatte. In das Buch trugen sich meine Freundinnen ein, meist mit einem Gedicht. Der Umschlag meines Poesiealbums war aus Karton, mit dunkelblauem Stoff überzogen, auf dem der Winkel mit dem roten Buchstaben P aufgenäht war. Darunter befand sich auf einem weißen Stoffstück meine Nummer 34933. Die freundlichen inhaftierten Frauen trugen sich in mein Album ein.“

Tagebucheintrag von Maria Brzęcka über die Entstehung des Poesiealbums im KZ Meuselwitz, Januar 1945.

(Als Mädchen im KZ Meuselwitz. Erinnerungen von Maria Brzęcka-Kosk, Dresden 2016)

Nach der Befreiung. Maria Brzęcka in ihrer Wohnung in Warschau, 1951.

Maria Brzęcka kehrte 1945 nach Warschau zurück. Sie studierte und wurde zu einer international erfolgreichen Innenarchitektin. 1958 heiratete sie den Elektrotechniker Janusz Kosk. Über ihre Erfahrungen als Jugendliche in verschiedenen Konzentrationslagern schwieg sie lange. Erst in den 1990er Jahren begann sie ihre Erinnerungen niederzuschreiben. 2016 wurden ihre autobiographischen Aufzeichnungen in dem Buch „Als Mädchen im KZ Meuselwitz“ auf Deutsch publiziert.

(Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig)