Erich Davidsohn
Als jugendlicher „Aktionsjude“ in Buchenwald

Erich Davidsohn kommt 1922 als einziges Kind von Robert und Elfriede Davidsohn in Hannover auf die Welt. Er wächst im niedersächsischen Salzhemmendorf (Landkreis Hameln) auf. Die Davidsohns betreuen die kleine Synagoge, im Ort sind sie neben einer anderen Familie die einzigen Juden. 1935 beginnt Erich eine Lehre in der Schlachterei seines Vaters.

In den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 plündern SA-Männer die örtliche Synagoge und zerstören die Inneneinrichtung. Erich Davidsohn und sein Vater werden in „Schutzhaft“ genommen und über das Zuchthaus Hameln nach Buchenwald deportiert. Dort werden ihnen die Köpfe geschoren, der Alltag wird durch tägliche Schläge und Hunger bestimmt.

Anfang Dezember 1938 entlässt die SS den 16-jährigen Erich Davidsohn, vermutlich wegen seines jugendlichen Alters, aus dem KZ Buchenwald. Sein Vater folgt wenige Tage später. Am 6. Februar 1939 gelingt Erich die Auswanderung nach England. Vater, Mutter und die Cousine wandern nach Argentinien aus.

Erich (links) zusammen mit seiner Mutter Elfriede, dem Vater Robert Davidsohn sowie seiner Cousine Juliane Guttmann in Hannover, 1939.

Bereits 1935 hatte sich der Vater Robert Davidsohn um eine Ausreise seiner Familie nach Südamerika bemüht. Doch erst am 16. Juni 1939, einige Monate nach seiner Rückkehr aus Buchenwald, gelang es ihm, gemeinsam mit seiner Frau Elfriede und Nichte Juliane nach Buenos Aires zu reisen. Erich Davidsohn reiste bereits im Februar 1939 nach England aus. Seine Mutter hatte ihn für einen „Kindertransport“ angemeldet, während er in Buchenwald inhaftiert war. Seine Eltern hat er nie wiedergesehen.

(privat/Mel Davidson)

Erich Davidsohn, wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem KZ Buchenwald, Dezember 1938.

(privat/Mel Davidson)

„Nach der ersten Woche wurden die Namen aufgerufen und die Freigaben begannen. Am Morgen des 6. Dezember wurde mein Name aufgerufen. Man musste zum Tor eilen, sonst verpasste man die Entlassung. Eine kurze Verabschiedung mit meinem Vater und ich war weg. Wir mussten den ganzen Tag in der Nähe der Büros in der Schlange stehen und uns nicht bewegen. Es gab kein Essen und, was das Schlimmste war, wir durften nicht auf die Toilette gehen. Dann wurde uns Geld für die Bahnfahrt gegeben und wir wurden mit Bussen zum Bahnhof gebracht. Einige von uns stiegen direkt in den Zug nach Hannover und wir kamen mitten in der Nacht an. Die anderen Leute im Zug hielten sich von uns fern, vielleicht weil sie wussten, wer wir waren und wo wir gewesen waren. Und natürlich waren wir sehr schmutzig und haben buchstäblich gestunken.“

Erich Davidsohn erinnert sich an seine Entlassung aus dem KZ Buchenwald, nach 1939.

(https://pogrome1938-niedersachsen.de/salzhemmendorf/)

Stolperstein in Salzhemmendorf für Erich Davidsohn, 7. März 2020.

(CC)

Weiterführende Informationen:

Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Pogrome 1938 in Niedersachsen, Salzhemmendorf:
pogrome1938-niedersachsen.de.